Auf der ganzen Welt sehen wir Beispiele für das streitbare Aufeinanderprallen von verfestigten und polarisierten Positionen in sozialen und politischen Umfeldern. Kürzlich fragten wir Thomas nach den Hintergründen dieses politischen Diskurses und danach, wie wir damit umgehen können. Das sagte er dazu:

„Ich glaube, dass die Regierungen, die wir haben, immer ein Ausdruck des kollektiven Bewusstseinszustandes sind. Unser Entwicklungsstand bestimmt, welche Art von Regierungsstruktur wir haben. Die Realität lügt nicht. Das Leben zeigt uns unsere Schattenlandschaft, die wir irgendwie unter dem Teppich gehalten haben, und jetzt kommt sie mit Gewalt an die Oberfläche.

Die politische Situation, die wir jetzt haben, kann ernüchternd wirken, aber sie spiegelt die dahinterliegende Wahrheit wieder. Es ist vielleicht ein gefährlicher Moment für die Menschheit, aber es ist auch ein notwendiger Moment. Denn die höhere Bewusstseinsenergie, die einströmt, bringt unsere verborgene Schattendimensionen sehr dramatisch zum Vorschein.

Die Trennung von Mensch und Planet hat eine Spaltung geschaffen. Es gibt für uns keine Alternative dazu, diese Spaltung und Trennung auf vielen Ebenen zu betrachten. Wir müssen uns unsere Sozialarchitektur anschauen und erkennen, dass sie bestimmte politische Umstände hervorruft.

Deshalb ist es dringend notwendig, dass wir uns weiterentwickeln und unsere unintegrierten Anteile integrieren. Nur so können wir verantwortungsvolle Mitglieder unserer Gesellschaft, und Weltbürger sein. Reife ist die Grundlage für eine funktionierende Demokratie, sonst haben wir eine „Demo-crazy“, eine ver-rückte Demokratie.

Die Frequenz des Planeten wird höher

Weiter ist zu berücksichtigen, dass im Hintergrund, auf einer unsichtbareren Ebene, etwas geschieht. Die Frequenz des Planeten wird immer höher. Es findet eine Erhöhung des Bewußtseins statt. Das wühlt auch Energieschichten auf, die bisher festgehalten waren. Deshalb denke ich, dass jetzt auch der richtige Zeitpunkt für kollektive Traumaheilungsarbeit ist.

Wir brauchen dafür stärkere kollektive Gefäße. Das sind Organisationsstrukturen, Verbindungen von Menschen, neue Arten von Gruppen, in denen sich Beziehungs-, Bewußtwerdungs- und Entscheidungspozesse abspielen können. Unser jetziges Gefäß als Ganzes ist nicht vollständig geerdet. Die Elektrizität, das Licht, kann nicht so leicht von der Krone in den Boden fließen, kann nicht von oben nach unten durch uns als Menschheit hindurchfließen. Dazwischen gibt es viele Blockaden, die den Durchfluß behindern. Und diese Blockaden manifestieren sich als Konflikte in unseren Gesellschaften. Kollektive Traumaheilung hat das Potential, diese anzugehen, um die Blockaden aufzulösen.

Ich denke, dass solche Bemühungen nicht auf der Ebene der Phänomene des Lebens unternommen werden können. Denn auf dieser Ebene streiten wir nur und polarisieren. Wir müssen die darunterliegende energetische Realität verändern, um auf der Oberfläche des Lebens ein anderes Ergebnis zu erzielen.

Kollektive Trauma-Felder energetisch anheben

Auf dem Collective Trauma Online Summit hatte ich ein Gespräch mit Otto Scharmer. Er sprach über „Absencing“ (Abwesenheit), und wir sprachen über kollektive Traumafelder. Niedrige energetische Konnektivität (das ist es, was Trauma ist), hat Auswirkungen auf unsere soziale und kulturelle Architektur. Der natürliche spontane Impuls ist, sich von diesen Bereichen wegzubewegen hin zu denen, wo mehr Energie zu spüren ist, wo die größeren Ressourcen sind.

Nehmen wir an, ein Teil eines Raumes hat eine schlechte WLAN-Verbindung und der andere Teil des Raumes hat perfektes WLAN. Wo werde ich sitzen, wenn ich online arbeiten möchte? Und wo werden all die anderen Leute sitzen, die E-Mails schreiben wollen? Sie werden sich alle im gleichen Teil des Raumes befinden – dort wird es überfüllt sein und auf der anderen Seite leer. Wir fühlen uns dorthin gezogen, wo mehr Energie schwingt.

Bereiche von Trauma, Orte, an denen viel kollektives Trauma passiert ist, haben eine depressive Energie. Oft nennen wir das niedrig. Es gibt unsichtbare Schmerzspeicher, die an Orten wie diesen ein Gefühl des Unbehagens hervorrufen. Unbewusst versuchen wir, dort zu sein, wo wir uns wohler fühlen. Wissen wir immer, wenn wir uns von Orten entfernen oder uns zu anderen hingezogen fühlen, warum das so ist?

Künstler lassen sich oft dort nieder, wo es erschwinglich ist, weil sie die Miete an den schicken, oft energiegeladenen, Orten nicht bezahlen können, wo alles unter Strom zu stehen scheint. Sie bringen kreative Energie in die billigen Orte und werten sie auf, bis sie zu einem begehrten Ort werden. Und das ist interessant! Das sind Beispiele dafür, wie Energie durch einen kreativen Prozess aufgewertet werden kann.

Energie kann entweder durch Traumaheilungs-Arbeit oder durch kreative Prozesse angehoben werden. Beides bringt neue, frische Energie in einen Raum, in ein Gebiet, in eine Situation, in ein Land, in eine Gruppe von Menschen.

Jede/r von uns, der etwas Sinnvolles tun möchte, kann solche Orte und Räume aufwerten, von denen wir uns normalerweise unbewußt entfernen. Diese Orte bergen möglicherweise viel Schmerz, viel blockierte Energie, viel Trauma. Das kann nur durch eine energetische Aufwertung verändert werden.

Die energetische Dimension der Sozialarchitektur

Regierungs- und Verwaltungsinstitutionen sollten die energetische Dimension der Sozialarchitektur berücksichtigen. Warum bewegen sich die Dinge auf bestimmte Weise und nicht auf eine andere? Es liegt nicht wirklich daran, dass jemand das aus freier Entscheidung so gestaltet hat.

Wir müssen die zugrundeliegenden Prozesse aufdecken, sonst werden diese die energetischen Bedingungen, die vorher da waren, immer wieder herstellen. Oft haben wir gute Absichten und kleben sie wie ein Pflaster über einen problematischen Zustand. Und dann brennen wir Sozialarbeiter und andere Menschen aus, die die besten Absichten haben, zu helfen, und die versuchen, die Dinge zu verbessern. Das alte Muster der Fragmentierung wird das System wieder auseinanderdividieren.

Wir brauchen einen anderen, einen neuen Ansatz, mit so etwas umzugehen, und das ist eine interessante Untersuchung!“ Thomas Hübl